Chess & History: The FIDE

Schach & Geschichte: Die FIDE

Die Fédération Internationale des Échecs (FIDE) ist die Dachorganisation des Schachsports und reguliert als diese alle Schachwettbewerbe auf internationaler Ebene. Die Gründung der FIDE wurde im Jahre 1924 in Paris auf einem Amateurturnier durch Pierre Vincent bekanntgegeben und ein Komitee mit der Erarbeitung einer Satzung beauftragt. Die Gründungsmitgliedsstaaten waren Argentinien, Belgien, Finnland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Jugoslawien, Kanada, Niederlande, Polen, Rumänien, Schweiz, Spanien, Tschechoslowakei und Ungarn. Jedes der Länder stellte einen Unterzeichner für die Gründungsurkunde und manifestierte damit den Willen einer internationalen Regulierung des Schachbetriebes.

 

Austragung der Schacholympiade und der Weltmeisterschaft

Bereits 1926 beschloss die FIDE die Austragung einer Schacholympiade zu organisieren, damals noch „Tournament of Nations“ genannt. Dieses Turnier wurde im darauffolgenden Jahr erstmals in London ausgetragen, Sieger wurde Ungarn. Zeitgleich fand auch die Frauenweltmeisterschaft statt, während die Schacholympiade der Frauen hingegen erst sehr viel später folgen sollte. Die in London ausgetragene Schacholympiade darf daher auch nicht mit der Weltmeisterschaft verwechselt werden, wenngleich die FIDE stets danach strebte, eine solche sehr wohl auszutragen. Doch es dauerte einige Zeit, bis eine erste Tendenz hin zu einer geeigneten Austragungsform erkennbar wurde. Der zweite Weltkrieg unterbrach jedoch alle Bemühungen um einen derartigen Wettbewerb und es wurde still im Schach. Erst 1948, infolge des Kriegsendes, dem Beitritt der Sowjetunion zum Verband und des Interregnums nach Alexander Aljechins Tod, erlangte die FIDE die Kontrolle über die Weltmeisterschaft. Ausgetragen wurde der Wettkampf in Den Haag und Moskau, Weltmeister wurde Michail Botwinnik.

Schacholympiade 1954, sowjetisches Team, von links nach rechts: Kotov, Geller, Smyslov, Bronstein, Keres, Botvinnik und Bondarevsky, Foto: Joop van Bilsen

Schacholympiade 1954, sowjetisches Team, von links nach rechts: Kotov, Geller, Smyslov, Bronstein, Keres, Botvinnik und Bondarevsky, Foto: Joop van Bilsen

 

Errungenschaften der FIDE

Die nachfolgenden Jahrzehnte nach der ersten FIDE-Weltmeisterschaft waren geprägt durch weitreichende Veränderungen des Turnierbetriebes und eine Ausweitung der internationalen Infrastruktur des Schachverbandes. Ab 1950 vergab die FIDE offiziell die Titel Großmeister und Internationaler Meister. 1957 wurde die erste Schacholympiade der Frauen ausgetragen. 1970 erfolgte die Einführung der ELO-Zahlen, benannt nach seinem Erfinder Arpad Elo. Die Mitgliederverbände nahmen zudem in den 70er Jahren deutlich zu, was auf den Expansionskurs des damaligen Präsidenten Max Euwe zurück zu führen ist. 1999 gelang es dem Schachverband, dass Schach vom Olympischen Komitee offiziell als olympische Sportart anerkannt wurde. In den 2000er Jahren wurden zudem tiefgreifende Regeländerungen für den Turnierbetrieb beschlossen, die es jedoch nur bedingt schafften sich zu etablieren und auf Wettkämpfen zunehmend tolerant ausgelegt wurden. Darunter fielen eine kürzere Bedenkzeit und schärfere Strafen bei Fehlverhalten oder Unpünktlichkeit.

 

Skandale und Boykotte der FIDE

Die Jahrzehnte waren jedoch auch geprägt durch eine Vielzahl von Skandalen, die vorrangig auf politische Umstände oder manipulativer Motive zurückzuführen waren. So bestimmte die FIDE 1962, dass der Weltmeisterschaft über Kandidatenturniere in Wettkampfformat ausgetragen werden solle, nachdem der Verdacht im Raum stand, Spieler würden Partieergebnisse absprechen. Ein paar Jahre später wurden die Turnierregeln hingegen so großzügig ausgelegt, dass Bobby Fischer an der Weltmeisterschaft 1972 teilnehmen konnte, obwohl er sich eigentlich nicht für diese qualifiziert hatte. In der Folge entwickelte sich der Wettkampf zu einem politischen Schauspiel, das weltweit für Aufsehen sorgte und mehr der Politik als dem Schachsport galt. Am Ende gewann Bobby Fischer gegen Boris Spassky. 1976 boykottierten die Sowjetunion die Weltmeisterschaft, da die Austragung in Israel stattfand und die diplomatischen Beziehungen zwischen den Ländern angespannt war. Zudem setzte sich im selben Jahr der russische Spieler Viktor Kortschnoi bei einem Turnier in Amsterdam in den Westen ab, während er gleichzeitig vom damaligen FIDE-Präsidenten Max Euwe Unterstützung für die Teilnahme am Kandidatenturnier erhielt. 1984/1985 wurde der Weltmeisterschaftskampf zwischen Garri Kasparow und Anatoli Karpow auf Antrag des sowjetischen Schachverbandes aber gegen den Willen der Spieler abgebrochen. Aufgrund einer langen Serie von Remis wurde eine zu hohe Belastung für die Gesundheit der Spieler befürchtet. Zumindest Karpow sah man die Belastung an, weshalb die Forderung nicht unbegründet war. 1993 folgte eine folgenschwere Spaltung der Schachwelt. Der amtierende Weltmeister Garri Kasparow sagte sich nach Streitigkeiten vom Weltschachverband FIDE los und trug mit dem Herausforderer Nigel Short einen eigenen Weltmeisterschaftskampf unter dem Verbandsnamen „Professional Chess Association“ aus. Kasparow siegte und wurde erster Weltmeister der PCA. Auf Seiten der FIDE traten die Nachrücker Anatoli Karpow und Jan Timman gegeneinander an. Hier ging Karpow als Sieger hervor. Die Schachwelt hatte nun zwei Weltmeister. Die Spaltung der Schachwelt dauerte an, bis 2002 erste Ambitionen sichtbar wurden, die Verbände wieder zu vereinen. Der zur Vereinigung geplante Wettkampf wurde im sogenannten Prager Plan festgehalten, welcher aber nicht umgesetzt wurde. Erst 2006 gelang es einen Wiedervereinigungswettkampf auszutragen und die Spaltung aufzuheben. Die FIDE war nun der alleinige weltweite Schachverband.

Bobby Fischer und Max Euwe im Hilton Hotel Amsterdamm im Jahre 1972, Foto: Bert Verhoeff, Anefo

Bobby Fischer und Max Euwe im Hilton Hotel Amsterdamm im Jahre 1972, Foto: Bert Verhoeff, Anefo

 

Regeln und Normen für Schachausrüstung durch die FIDE

Abgesehen von den organisatorischen Leistungen für die weltweite Turnieraustragung legte die FIDE direkt mit Ihrer Gründung auch erste Standards an die Schachausrüstung fest. Diese kommt bei der Austragung aller Turniere zur Anwendung und soll eine gleichbleibende Qualität bei der Ausführung des Schachspiels gewährleisten. Nachfolgend eine kleine Übersicht.

Turnierschachset ohne Koordinaten mit Staunton-Schachfiguren

Turnierschachset mit Staunton-Schachfiguren

 

Die Anforderungen an die Schachfiguren

Als Designgrundlage für die in den Turnieren verwendeten Schachfiguren wurden die Staunton-Schachfiguren gewählt, die 1849 von John Jaques und Nathaniel Cook entworfen und patentiert wurden. Nach den FIDE-Regularien sollten die Schachfiguren in Ihren Formen ein ausgewogenes Verhältnis in Höhe und Breite haben, über eine hohe Standfestigkeit verfügen und auch ästhetischen Ansprüchen gerecht werden. Wichtig ist zudem, dass eine klare Unterscheidbarkeit zwischen den einzelnen Figuren gegeben sein muss, um Verwechselungen und Missverständnissen im Spielbetrieb vorzubeugen. Insbesondere muss sich der König von der Dame und der Läufer vom Bauern sowohl in Form als auch Höhe differenzieren, da diese grundsätzliche Ähnlichkeiten aufweisen.

Mit einer Abweichung von +/- 10 % sollten die Figuren über folgende Größen verfügen:

  • König: 9,5 cm
  • Dame: 8,5 cm
  • Läufer: 7 cm
  • Springer: 6 cm
  • Turm: 5,5 cm
  • Bauer: 5 cm

Hierbei ist es jedoch zu beachten, dass die Reihenfolge der Größen stets eingehalten und durch den Toleranzbereich nicht durcheinandergebracht wird. Die Basis einer Schachfigur sollte in etwa 40 bis 50 % ihrer Höhe betragen.

Schachfiguren können aus Holz, Plastik oder von der Beschaffenheit her ähnlichem Material gehalten sein. Ihre Farben sollten jedoch nicht glänzend, sondern matt und schön anzusehen sein, um keine Ablenkung vom Wesentlichen zu erzeugen. Die Farbgebung sollte diesem Grundsatz folgen. Die dunklen Schachfiguren sollen entweder schwarz oder braun gehalten sein. Die hellen hingegen weiß oder creme-weiß erscheinen. Eine Färbung ist nicht zwingend notwendig, da die natürlichen Farben der gängigen Holzarten im Schach die Anforderungen widerspiegeln.

 

Die Anforderungen an die Schachbretter und die Spieltische

Schachbretter im gehobenen Turnierbetrieb sollten grundsätzlich aus Holz gefertigt sein. Bei allen anderen Wettbewerben unter der FIDE können auch Bretter aus Plastik oder Pappe verwendet werden. Bei der Verwendung von Holz muss auf einen ausreichend starken Kontrast geachtet werden, weshalb sich die Holzarten Birke, Ahorn, Esche, Nussbaum, Teak oder auch Buche eignen. Wie auch bei den Schachfiguren sollte die Oberfläche nicht glänzend, sondern matt und neutral gehalten sein und sich die Farben nach den Holzarten bzw. Schwarz-Weiß- oder Braun-Creme-Farbtönen  richten.

Die Größe der Schachfelder beträgt 50 – 60 mm, wobei im Praxisbetrieb oftmals 55 – 58 mm große Felder Verwendung finden. Es sollten in etwa 4 Bauern auf ein Feld passen. Die Höhe des Schachbrettes ist nicht genau definiert, sollte aber den Rahmenbedingungen angemessen sein und das Spiel nicht behindern. Zudem muss das Schachbrett stabil liegen und nicht ohne weiteres auf verrückt werden können.

Der Spieltisch sollte folgende Maße haben:

  • Länge: 110 cm mit einer Toleranz von 15 %
  • Breite: 85 cm mit mindestens 15 cm Freiraum für jeden Spieler
  • Höhe: 74 cm

Die Stühle sollten generelle Anforderungen an den Comfort für die Spieler erfüllen und möglichst geräuscharm gepolstert sein.

Die Maße für den Schachbetrieb im Jugendbereich sind nicht genau festgelegt, werden jedoch den Altersklassen entsprechend ausgelegt.

 

Die Anforderungen an die Schachuhren

Im gehobenen Turnierbetrieb sind ausschließlich elektronische Schachuhren vorgeschrieben. Bei allen anderen Wettbewerben, die unter der FIDE ausgetragen werden, können auch mechanische Uhren verwendet werden. Das Display von elektronischen Uhren muss aus drei Metern ablesbar und welche Uhr derzeit läuft aus 10 Metern erkennbar sein. Werden mechanische Uhren verwendet, so muss die Fahne bzw. das Fallblättchen deutlich zu erkennen sein. Jede Schachuhr muss geräuscharm funktionieren und keine Schachuhr darf störende Reflektionen aufweisen, um eine Ablenkung der Spieler vom Schachspiel zu vermeiden. Zudem soll auf einem Turnier nur ein Typ von Schachuhr verwendet werden. Ausnahmen bestehen aber, wenn die Kompatibilität mit elektronischen Schachbrettern oder Sehbehinderungen von Teilnehmern dem entgegensprechen.

Mechanische Schachuhr mit roter Fahen neben der 12

Mechanische Schachuhr mit roter Fahen neben der 12

 

Die Anforderung an die Dokumentation des Spielstands

Die Dokumentation der Partien erfolgt mittlerweile auf vielen Turnieren elektronisch, um den Dokumentationsaufwand zu verringern. Doch bei kleineren Turnieren können auch noch Papierbogen, sogenannten „Score sheets“, zum Einsatz kommen. Folgende Inhalte müssen über eine Partie erfasst werde:

  • Turniername
  • Datum
  • Rundennummer
  • Nummer des Brettes
  • Spielernamen nach Figurenfarbe
  • Ergebnis
  • Unterschriften der Spieler und des Schiedsrichters
  • Anzahl der Züge
  • Zugdokumentation

Die Daten werden gespeichert und in offiziellen Datenbanken übermittelt, um Schachspielern weltweit Einblicke in Partieverläufe zu gewähren und Analysen zu ermöglichen.

Neben den hier aufgeführten Standards für Schachausrüstung gibt es noch weitere Regularien für den genauen Turnierablauf, den Turnierformaten, Zeitvorgaben, Wertungssystemen und noch vieles mehr. Da der Umfang etwas zu groß für diesen Artikel wäre, kürze ich hier ab. Du kannst jedoch gerne einen Blick auf die offizielle Website der FIDE werfen: https://www.fide.com.

 

Solltest du noch weitere Fragen haben, so schreibe mir gerne über mein Kontaktformular.

Ich wünsche dir viel Spaß am Spiel, viel Erfolg und zügige Fortschritte beim Lernen.

 

Bis bald.

Stefan

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